Tag 36, Letzter Tag in der Salzmine

Es ist unser letzter Tag in Polen.

Heute morgen wurden wir abgeholt und fuhren zu den Salzminen von Wieliczka Es ist ein Unesco Weltkulturerbstück und erste Salzfunde sind hier um 1300 datiert. Heute wird nur noch wenig Salz gewonnen, der Abbau dient vielmehr dazu, den Wasserhaushalt zu kontrollieren und einem möglichen Einsturz vorzubeugen.

Das Salz ist als Steinsalz vorhanden, sieht aus wie Fels und wurde mechanisch mit Hammer, Meissel und Säge, später auch mit Bohrmeissel und Sprengstoff abgebaut.

Zuerst ging es 360 Stufen abwärts, dann wanderten wir mit unserem Führer durch die gut ausgebauten Stollen, bekamen verschiedene Infrastrukturen, u. A. den Göppel, eine von Pferden angetriebene Seiltrommel für vertikalen oder horizontalen Salztransport, zu sehen. Höhepunkt war natürlich die etwa 100 m unter der Oberfläche liegende Kunigunde-Kapelle. Sie wurde in den riesigen Hohlraum, der durch den Salzabbau entstand, eingebaut. Es gibt noch mindestens 15 weitere Kapellen in diesem Bergwerk.

Nach gut 2 Stunden ging es dann zum Lift und mit demselben über 135 m nach oben ans Tageslicht.

Und dann mit unserem „Einfach-Triebwerk” nach Hause.

Das wars!

Tag 35, Schwarze Madonna

Auf unserer Fahrt von Warschau nach Krakau haben wir noch ein Zwischenziel eingebaut: Czestochowa (dt Tschenstochau), eines der grössten Mariensaktuarien der Welt. Vier Millionen Menschen pro Jahr kommen hier her, um bei der „Schwarzen Madonna” um Beistand zu bitten.

Die Madonna ist eine Ikone, vermutlich 1300 entstanden, 121,8 x 81,3 cm gross. Der abgebildeten Muttergottes mit dem Jesuskind auf dem Arm wird die wundersame Rettung der Festung Jasna Gora zugeschrieben und das ist der Ort wo das Kloster mit der Gnadenkapelle mit eben dieser Ikone steht!

Nach der Fahrt von Warschau kamen wir um 12.30 beim Kloster an, fanden subito einen Parkplatz und machten uns auf ins Kloster. Ich ging dann nochmals zurück, die Kurzen kamen nicht gut an. Dann zuerst ein Besuch in der sehr schönen Basilika, aber wo ist die Black Madonna?! Nach einem Besuch bei der Infomation erhielten wir Lageplan mit Anpirschroute und den Hinweis, dass das Bild erst um 13.30 zu sehen sei.

Also, wir machten uns auf zum Warteplatz und siehe da, die Türen der Gnadenkapelle wurden schon um 13.15 geöffnet. Mit einigen feierlichen Ellbogenstössen wurden wir vor das Gitter des Hochaltars gespült, auf dem auch der durchschossene Gürtel von Papst Jan Pawel gezeigt wird, aber die Madonna war natürlich abgedeckt. Als nächstes öffnete der Zeremonienmeister-Priester das Tor zum „Schnoogi-Parcours. Dort fanden sich die Unzähligen ein, die auf den Knien hinter dem Hochaltar durchrutschten. Zahlreiche Priester tauchten aus Seitengängen auf und setzten sich nach mindestens 3 Kniefällen in dem Vorraum des Hochalters. Der Zeremonienmeister steht nun am Stehpult und gibt einige Erklärungen in Polnisch ab. Dann wechselt er auf Englisch und in diesem Moment läutet das Mobiltelefon! Es ist seins, „the holy iPhone” sagt er und nimmt es ab. Die meisten Anwesenden lachen.

Danach dramatische Musik, der Vorhang wird langsam nach oben gezogen, alle um uns herum gehen auf die Knie, gut für die Sicht mit der Kamera!

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Dann die letzten 150 km nach Krakau, Auto abgeben (3057 km) und das Appartment nahe der Altstadt beziehen, dann Apero im jüdischen Viertel und zum Znacht zum Argentinier.

Morgen steht dann noch eines der sieben polnischen Wunder auf dem Programm!

 

Tag 34, Warschau

Das „Museum der Geschichte der Polnischen Juden” ist eindrücklich gestaltet und wurde erst 2013 an einem Ort eröffnet, der zum ehemaligen Warschauer Ghetto gehörte. Wir hatten unseren Audioguide und er führte uns während gut 3 Stunden durch die bewegte Geschichte vom Mittelalter bis heute.

Aufgefallen ist, dass auch die Pogrome gegen die aus den Konzentrationslagern heimgekehrten Juden und die antisemitische Kampagne 1968 in Polen nicht ausgelassen wurden. Alles in allem, etwas Overkill, was die Fülle an Informationen betrifft, aber sehenswert.

Dann Spaziergang zurück durch die Altstadt und zum Znacht haben wir beim Thai eingetscheggt, war ausgezeichnet.

Morgen wartet die letzte Etappe: 400 km bis nach Krakau.

Tag 33, Warschau

Bei leicht bedecktem Himmel haben wir heute zuerst den Kulturpalast von Warschau in Augenschein genommen. Pompös, stalinistisch, mit grossen Leuchtern und riesigen Statuen kommt er daher. Die Leute sind für den Besuch der Aussichtsplattform Schlange gestanden.

Danach ging es weiter durch das Botschaftsviertel Richtung Park des Königs. Sehr schön und grosszügig angelegt, mit Pools, Schlösslein und Beizli. Genau richtig für einen warmen Tag.

Auf dem Weg zurück sind wir zufällig am Museum der polnischen Armee vorbei gekommen. Der Garten ist voll mit vor allem sowjetischem Altmetall.

Alles auch in Englisch beschriftet und ich staune, wenn ich sehe, dass mehr als 30’000 Jäger vom Typ IL-2M3 und 12‘000 Bomber PT-2 während des 2. Weltkriegs gebaut worden sind.

Eine andere Gschichte ist die der ausgestellten Granate mit Kaliber 60cm, die mehr als 2 Tonnen wog. Sie wurde von einen schweren Mörser „Karl-Gerät 040 “, der einen Panzerkran zum Laden und einen Munitionspanzer benötigte, am 18.August 1944 von den Deutschen auf das Ghetto in Warschau abgefeuert, um die bebohlene Zerstörung voranzutreiben. Die Granate flog mitten durch ein Café, durchschlug alle Stockwerke und blieb in Keller stecken, ohne zu detonieren. Ein polnischer Jude konnte sie entschärfen und damit hatten die Aufständischen plötzlich eine halbe Tonne mehr Sprengstoff zur Verfügung, um sich zu wehren!

Dann noch kurz vor unserem Hotel war da noch die Drinkbar, sie hat keine Karte, man sagt was man will, und man bekommt den Drink – BT machte die Probe aufs Exempel.

Tag 32, Wilkasy – Warszawa

Die gut 280 km nach Warszawa (dt Warschau) haben wir in knapp 6 Stunden hinter uns gelassen. Nochmals ein Querschnitt von flachen, nicht besonders aufregenden Landschaften dafür aber umso mehr Challenge auf der Landstrasse! Die letzten 30 km im Stop and Go und dann führt uns das Navi (ich brauchte 2 Anläufe) in die Fussgängerzone. Naja, das bin ich nicht so gewohnt, aber vielleicht gibt es ja eine Garageneinfahrt hier. BT geht raus zum Check-In und kommt mit einer Adresse zurück, das sei die Einfahrt zum Parkplatz – es sei nicht weit, aber die Dame an der Reception habe den Weg nicht erklären können. Okay, Adresse eingeben im Navi und die Anweisung war klar, weiter durch die Fussgängerzone und dann nochmals eine Runde. Am Ende der Zone angekommen, stehen da alles Verkaufsstände. Also in der Zone kehren, permanent höflich wie der Papst aus dem offenen Autofenster winken (das kennen sie von ihrem Papst Jan Pawel noch gut) und unauffällig die ganze Fussgängerzone zurück. Hier sehe ich auf dem Navi, dass die Einfahrt etwa 20 m weiter links liegt, es ist aber Einbahn und der vorgeschlagene Anfahrtsweg war 2 km lang. Nun gab es zwei Möglichkeiten – und zum Entsetzen meiner Mitfahrerin wählte ich die Andere 😉

Danach eine kurze Erhohlung in unserem grosszügigen und recht günstigen Appartment mitten im Kuchen aber doch fast 2 km von der Altstadt weg.

Später ein erster Gang zu Derselben und sie ist sehr angenehm gestaltet, anders als alle vorher besuchten polnischen Altstädte. Es fehlen der dominante Marktplatz und die markanten Giebelhäuser.

Wir besuchen das Denkmal, das an den Aufstand der Ghettobewohner 1943 erinnert, es ist eindrücklich gestaltet. Die Lage der damaligen Mauern ist heute zum Teil markiert, so dass man sich eine vage Vorstellung von der Lage des ehemaligen Ghettos, in dem zu Beginn mehr als 450’000 Menschen, davon 360’000 Juden lebten, machen kann.

Tag 31, Borkener Forst

Etwa 40km von uns (Wir sind immer noch in Wilkasy) entfernt befindet sich ein 250 km2 grosser Urwald, der Puszcza Borecka (dt Borkener Forst). Wir haben ihn heute besucht, eine Runde gedreht und besuchten dann die Wisente in der Zuchtstation von Wolisko (dt Waldsee). Es gibt diese doch recht ansehnlichen Tiere, sie werden bis 1000 kg schwer, hier auch in freier Wildbahn – über 70 sollen es sein. Auch Wölfe sollen sich hier herumtreiben.

Auf der Rückfahrt dann noch die 1945 gesprengte Eisenbahnbrücke in der Nähe von Kruklanki (dt Kruglanken).

Morgen geht es weiter in die etwa 280 km entfernte Hauptstadt Warschau.

Tag 30, Lötzen und Boyen

Ein gemütlicher Tag war es heute. Wir haben uns Gizycko (dt Lötzen) etwas angeschaut, die Seepromenade heimgesucht und uns dann wieder mal dem Wehrhaftigen zugewandt und die Festung Boyen, nur wenige hundert Meter westlich vom Städtli gelegen, angeschaut. Die Festung wurde 1855 fertiggestellt und ist hauptsächlich aus Backstein gefertigt. Sie diente dem preussischen Reich dazu, die Grenze gegen Russland abzusichern. Die Dimensionen sind eindrücklich aber wirklich viel gibt es nicht (mehr) zu sehen.

Tag 29, Masurische Seen

Ein Tag ohne Bunker, Krieg, Vernichtung und Heilige!

Wir haben bei sommerlichen Temperaturen etwas die schöne Seenlandschaft erkundet. Was auffällt ist, dass es wenige Gelegenheiten gibt, um eine Wanderung entlang eines Sees zu machen, auch die Velowege sind ausserhalb der Agglomerationen eher spärlich. Man braucht hier eben das Boot! Und man kann sich auf diesen grossen Seen vertun.

Tag 28, Wolfsschanze und Mauerwald

Heute war Bunkertag. Zuerst haben wir die etwa 30 km entfernte Wolfsschanze, das ehemalige Führerhauptquartier, besucht, das in einem dichten Wald in der Nähe von Gierloz (dt Görlitz) angelegt wurde. Über 1000 ha verteilt, wurden hier Baracken, Bunker, u.a. der Führerbunker und der Bunker für Hermann Göring gebaut. In einer der Baracken fand am 20. Juli 1944 das von Oberst Stauffenberg geführte Attentat auf Hitler statt, das bekanntlich fehl schlug.

Vier Monate nach dem Attentat wurde die Wolfschanze geräumt und die Bunker gesprengt. Als wir heute durch den friedlichen Wald spazierten, die Ergebnisse der rohen Kraft der Sprengungen betrachteten, so ist schwer vorstellbar, dass das eine der Schaltzentralen für einen so desaströsen Geschichtsabschnitt gewesen ist.

Danach fuhren wir weiter nach Mamarki (dt Mauerwald), hier war der wesentlich grössere Bunkerkomplex des deutschen Oberkommandos des Heeres angesiedelt. Es gab Platz für 40 Generäle, 1500 Offiziere und Soldaten. Hier wurde der Russlandfeldzug, die grösste Militäroffensive im 20. Jahrhundert (Unternehmen Barbarossa) geplant und geführt.

Die Bunker sind alle noch erhalten und wir konnten Verbindungstunnels und Gänge mit iPhone-Licht erkunden.

Tag 27, Heilige Linde

Swieta Lipka (dt Heilige Linde) ist ein polenweit bedeutender Ort der Marienverehrung. Der barocke Bau wurde im 17. Jahrhundert von den Jesuiten erbaut und ist mit seinem Kreuzgang, seinen Fresken und dem riesigen Hochaltar schon beeindruckend. Aber das wertvollste Stück ist die Barockorgel, sie wurde 1719 bis 1721 gebaut. Der Organist kann zum Spiel die Engel auf der Orgel drehen oder nicken lassen und die Glöcklein schwingen und drehen lassen. Hunderttausende pilgern pro Jahr hierher und bitten um Ablass.

Wir sind etwa um 12.00 vor der Kirche gestanden, die Leute haben den Eingang belagert und der Gottesdienst wurde per Lautsprecher nach daussen übertragen. Um 12.30 war die Orgelvorführung mit den Dreh- und Nickengeln angesagt und wir warteten. Plötzlich Bewegung und eine ganze Prozession mit weiss gekleideten Geistlichen mit Kreuzen, Helgedrääger, der Bischof? unter dem Dächli, das von vier älteren Herren getragen wurde, Körbe mit Gemüse und Brot sowie ein grosser, toll gemachter Güggel, richtig Erntedankfest. Der Umzug bewegte sich zum Hügel gegenan und viele Leute folgten ihm. Das war die Gelegenheit, rein in die Stube und wir sassen auf einem der „Rückenbrecher-Bänggli”. Zuerst Pause, dann Orgelspiel und dann – kam die ganze Prozession zurück in die Kirche, inklusive Güggel!

Dann dauerte es noch ein Weilchen, bis das Programm beendet war und die Leute die Kirche verliessen – und jetzt stürmten die Touris die noch verbleibenden Plätze für die Orgeldemo. Sie tönte toll, die Orgel, erinnerte mit den bewegten Figuren manchmal an Jahrmarkt, aber hören- und sehenswert.

Nach einem Abstecher nach Reszel mit Burg und einem Halt in Ketrzyn mit Seeli, sind wir wieder durch die sensationellen Alleen mit alten Eichen zu unserem Hüsli am See zurückgefahren.

Ich habe das Velo etwas fit gemacht, vermutlich ist es noch aus der UdSSR-Zeit, aber es bewegte sich. Ich fuhr zu einem der vielen Kanäle, zu dem mit der antiken Drehbrücke, die immer noch von Hand bedient wird. Die grossen Seen hier sind mit Kanälen verbunden, im 19. Jahrhundert waren das die wichtigen Transportwege mit den Dampfschiffen.

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Klappmast, Vorstag wird mit Bügel nach hinten geklappt, Talje dient zum wieder Aufrichten.

Nun werden die Kanäle für die Freizeitschifffahrt genutzt und die Segelschiffe, alle mit Kippmasten ausgestattet, nutzen diese Kanäle rege.